Lucas Jennis

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Lucas Jennis (* 30. Mai[1][2] 1590 in Frankfurt am Main; † nach 1630; auch: Lukas Jenis, Ihenis, auch Laux Jenisch) war ein deutscher Buchdrucker, Verleger, Kunsthändler und Kupferstecher.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lucas Jennis wurde 1590 in Frankfurt geboren. Sein gleichnamiger Vater Lucas Jennis (Zusatz: der Ältere) (1575–1606)[2], ein wohlhabender calvinistischer Goldschmied, Juwelier und Kupferstecher aus Brüssel, hatte seine Heimat wegen der religiös begründeten Behinderung und Verfolgung der Calvinisten in den damaligen spanischen Niederlanden verlassen und im lutherisch regierten Frankfurt Aufnahme gefunden. Nach dem Tod seines Vaters († 1606 in Frankfurt) ehelichte seine Mutter Johann Israel de Bry aus der bekannten calvinistischen Kupferstecher- und Verlegerfamilie de Bry.[4]:131

Lucas Jennis hatte bei den de Brys Kupferstecher gelernt. Er war 19 Jahre alt, als sein Stiefvater Johann Israel im Dezember 1609 starb. Dessen Bruder Johann Theodor de Bry hatte schon im Sommer des Jahres Frankfurt verlassen und war nach Oppenheim umgesiedelt. Lucas folgte ihm und begann einen regen buchhändlerischen Verkehr mit dem Druckerverleger Baltasar Moretus[5] zu Antwerpen, der die 1555 von seinem Schwiegervater Christoph Plantin gegründete Druckerei fortführte. 1616 startete Jennis seinen eigenen Buchverlag mit zwei Werken, die er bei Hieronymus Galler drucken ließ.[6]

Jennis heiratete die Schwester des Malers und Kupferstechers Joachim Sandrart, die wie er zur zweiten Generation kalvinistischer niederländischer Immigranten in Frankfurt gehörte.[4]:132

Zeitgenossen bezeichnen Jennis als eine sehr sympathische und karitative Person mit einem kaum übertrefflichen Talent für anschauliche Kupferstichdarstellungen. Es ist umstritten ob er ein Mitglied der Rosenkreuzerbewegung war; einige nehmen das an, andere halten das eher für unwahrscheinlich. Viele namhafte Alchemisten und Philosophen gehörten zu seinem engeren Bekanntenkreis wie Basilius Valentinus, Nicolas Barnaud, Johannes Daniel Mylius, Daniel Stolcius, Robert Fludd, John Dee und nicht zuletzt Michael Maier.[7]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Drache Ouroboros in dem alchemistischen Werk De Lapide Philosophico, herausgegeben 1625 von Lucas Jennis in Frankfurt

Lucas Jennis lebte in einer unsicheren und intoleranten Zeit und nutzte als calvinistischer Glaubensflüchtling der zweiten Generation für seine Arbeit die mit geringerem persönlichen Risiko behafteten Bedingungen in Frankfurt und Oppenheim. Dies galt ebenso für andere spezialisierte Verlage, so dass mehrere hundert Jahre alte Zeichnungen, die sich mit okkulten, religiösen oder philosophischen Themen befassen, zu einem hohen Anteil in den Verlagshäusern de Bry, Matthäus Merian, Witwe Hulsius oder Lucas Jennis ihren Ursprung haben. Jennis galt als einer der größten Kupferstecher seiner Zeit und wurde für die von ihm veröffentlichten und ganz oder teilweise mit Kupferstichen ausgestatteten alchemistischen und philosophischen Texte bekannt. Die meisten damals erschienenen Emblemtexte stammen von ihm.[7]

Um 1625 spürte Jennis ein Abklingen des Interesses an Geheimwissenschaften und wandte sich verstärkt topografischen Drucken und Bibelillustrationen zu.[4]:135

Zu den bekannteren von Lucas Jennis verlegten Büchern gehöre:

  • Wasserstein der Weisen – oder chymisches Tractaetlein[8]
  • De Lapide Philosophico
  • Musaeum Hermeticum, 1625
  • Philosophia Mystica: Die Prophezeiungen des Propheten Daniel
  • Viridarium chymicum, 1624
  • Chymisches Lustgärtlein, 1624
  • Tripus Aureus, Frankfurt am Main, 1618 (Herausgeber Michael Maier, mit den 12 Schlüssel des Basilius Valentinus)
  • Viatorium Spagyricum, 1625 (?)
  • Dyas chymica tripartita, 1625 (u. a. mit dem Buch von Alze und Lambspring)
  • Harmoniae Inperscrutabilis Chymico-Philosophicae
  • Das Artis Auriferae, 1613, (Die Kunst Gold herzustellen)
  • Philosophia reformata, 1622[7]

Autoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liste der bei Jennis verlegten alchemistischen Autoren mit Anzahl und Jahr:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Benzing: Der Buchdruck zu Oppenheim. In: Hans Licht (Hrsg.): Oppenheim, Geschichte einer alten Reichsstadt (anlässlich der 750jährigen Wiederkehr der Stadterhebung). Oppenheim 1975, S. 163–167 (Stiftung Dr. Martin Held).
  • Ingrid Höpel, Ulrich Kuder (Hrsg.): Mundus symbolicus: Emblembücher aus der Sammlung Wolfgang J. Müller, S. 78 (Eingeschränkte Vorschau bei Google Books).
  • Edith Trenczak: Lucas Jennis als Verleger alchimistischer Bildertraktate. Gutenberg-Jahrbuch, 1965, S. 324–337.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lucas Jennis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Taufdatum
  2. a b Walther Karl Zülch: Frankfurter Künstler, 1223-1700. 1967, S. 390 und 613.
  3. siehe Weblink Höpel & Kuder: Mundus symbolicus
  4. a b c siehe Weblink Mödersheim: Domini Doctrina Coronat
  5. Artikel in englischsprachiger Wikipedia
  6. siehe Literatur Josef Benzing: Der Buchdruck zu Oppenheim
  7. a b c siehe Weblink Lucas Jennis, kurze Betrachtung seines Werks
  8. Wasserstein der Weisen. Neuauflage von 1760.
  9. zur Namensidentität siehe hier bei Friedrich Seck: Zum 400. Geburtstag von Wilhelm Schickard