Martin Schliep

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Martin Schliep (geboren 16. April 1891 in Berlin; gestorben 27. Mai 1964 in Wiesbaden) war ein deutscher Diplomat, der 1944 Gesandter in Albanien war.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schliep absolvierte nach dem Schulbesuch ein Studium der Rechtswissenschaften an der Königlichen Universität zu Greifswald. Dort schloss er 1914 seine Promotion mit der Dissertation Die Ansprüche des Arztes gegen die Eltern aus der Behandlung eines gemeinsamen Kindes.

Schliep trat später in den auswärtigen Dienst ein und wurde in der Zentrale des Auswärtigen Amtes sowie an verschiedenen Auslandsvertretungen eingesetzt. 1933 fungierte er als Gesandtschaftsrat und Geschäftsträger an der Gesandtschaft in Polen.[1] 1936 bis 1941 war er Vortragender Legationsrat und Referatsleiter des Referates V Osteuropa (Polen, Freie Stadt Danzig, Sowjetunion) in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes.[2] Zu den Referenten seines Referates gehörte Wilhelm Mackeben. Die Vorlage für den SS-Obergruppenführer Werner Lorenz mit dem Titel „Deutsche Minderheiten-Politik gegenüber Polen“ des Referatsleiters Schliep trägt Mackebens Paraphe.[3] Im August 1938 bereitete er ein weiteres Dokument für Lorenz in dessen Funktion als Leiter der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi) vor, in der er vor der strengen Zentralisierungspolitik der VoMi warnte.[4][5][6]

1941 wurde Schliep als Nachfolger von Eberhard von Pannwitz zunächst Generalkonsul in Tirana.[7] Am 21. August 1943 wurde er von Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop nach Rom beordert, wo er den Auftrag erhielt, die Stimmung im Lande auf die Deutschen vorzubereiten. Oberstes Bestreben des Reichsaußenministers war die Gründung einer verhandlungsfähigen, deutsch-freundlichen Regierung. Er durchforstete daraufhin die politische Landschaft Albaniens nach potentiellen Kollaborateuren. Seine Aufgabe bestand des Weiteren darin, populäre Politiker zu finden, die mit deutscher politische und militärischer Hilfe das Land „schnellstens in den Griff“ bekommen konnten.[8][9] Als solcher trug er zusammen mit Josef Fitzthum, Beauftragter des Reichsführers SS für Albanien, dazu bei, dass der damalige Ministerpräsident Albaniens Fiqri Dine wegen dessen Kontakten zu den Alliierten am 29. August nach nur 43 Tagen abgesetzt wurde.[10] Im Juni 1944 wurde er Gesandter in Albanien und bekleidete dieses Amt bis zum 16. Oktober 1944.[11]

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Wiedereinrichtung des Auswärtigen Amts in der Bundesrepublik Deutschland kehrte Schliep in den auswärtigen Dienst zurück und war zunächst Vortragender Legationsrat, ehe er im November 1954 zum Generalkonsul in Genua ernannt wurde.[12]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Ansprüche des Arztes gegen die Eltern aus der Behandlung eines gemeinsamen Kindes, Dissertation Universität Greifswald 1914

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Hürter (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 4: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger: S Schöningh, Paderborn u. a. 2012, ISBN 978-3-506-71843-3, S. 86f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Marian Wojciechowski: Die Polnisch-Deutschen Beziehungen 1933–1938, S. 51, 78, 221, 1971.
  2. Geschäftsverteilungsplan des Auswärtigen Amtes 1939.
  3. Auswärtiges Amt/Politisches Archiv und Historisches Referat: Akten zur deutschen auswärtigen Politik. 1918–1945. Aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes. Göttingen u. a. 1950–1995, hier: Serie D. Band V, Dokument 51, S. 59–63.
  4. Winson Chu: The German Minority in Interwar Poland, 2012, ISBN 1-107-00830-1, S. 236.
  5. Martin Broszat: Nationalsozialistische Polenpolitik 1939–1945, 1961, ISBN 3-486-70382-X, S. 159.
  6. Christian Raitz von Frentz: A Lesson Forgotten: Minority Protection Under the League of Nations : the Case of the German Minority in Poland, 1920–1934, 1999, ISBN 3-8258-4472-2, S. 256.
  7. 1923 erfolgte die Errichtung der Deutschen Gesandtschaft Tirana, die nach der Besetzung Albaniens durch italienische Truppen im Frühjahr 1939 in ein Generalkonsulat umgewandelt und der Botschaft Rom unterstellt wurde. Nach der Kapitulation Italiens und der Besetzung Albaniens durch die deutsche Wehrmacht im September 1943 fungierte das Generalkonsulat seit dem 11. Juli 1944 wieder als Gesandtschaft.
  8. Hubert Neuwirth: Widerstand und Kollaboration in Albanien 1939–1944, 2008, ISBN 3-447-05783-1, S. 137.
  9. Marenglen Kasmi: Die deutsche Besatzung in Albanien 1943 bis 1944, 2013, ISBN 3-941571-24-9, S. 12.
  10. Bernd Jürgen Fischer: Albania at war, 1939–1945. (online [abgerufen am 28. August 2011]).
  11. Die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Volksrepublik Albanien und die Errichtung der bundesdeutschen Botschaft in Tirana (Memento des Originals vom 25. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.diplomatieglobal.de, S. 9.
  12. 58. Kabinettssitzung am 10. November 1954 (Kabinettsprotokolle im Bundesarchiv)