BLKÖ:Merck, Ernst Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 384. (Quelle)
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Merck, Ernst Freiherr (Staatsmann, geb. zu Hamburg im Jahre 1811, gest. ebenda 6. Juli 1863). Sein Vater war Senator der Stadt Hamburg, zugleich Kaufmann, und besaß ein großes Vermögen. So war der Sohn, der sich gleichfalls dem Geschäfte des Vaters widmete, in den besten Kreisen der alten Seestadt aufgewachsen, und wurde nach dem Tode des Vaters Chef des bekannten und überall geachteten Hauses. Eigentlich in den Vordergrund und zu Oesterreich in nähere Beziehungen, in Folge dessen ihm auch eine Stelle in diesem Lexikon eingeräumt ist, trat M. erst im Jahre 1848, in welchem er von der freien Stadt Frankfurt in das dort tagende Reichsparlament gewählt wurde. Ueber Aufforderung Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzogs Johann, damaligen Reichsverwesers, trat M. in das letzte, von demselben gebildete Reichsministerium als Minister der Finanzen ein, und hat durch einen historisch immer denkwürdigen Act seinen Namen in das Buch der Geschichte eingezeichnet: denn als jüngster und letzter Reichsminister hat er jene Urkunde, kraft welcher Oesterreich und Preußen die Rechtsnachfolger des Reichsverwesers wurden, gefertigt. Was seine übrige parlamentarische Thätigkeit anbelangt, so hatte er im Reichsparlament nur über kaufmännische Angelegenheiten, [385] z. B. über das Geldausfuhrverbot in Oesterreich als Fachmann gesprochen, der mit praktischer Anschauung tüchtige Erfahrung verband. Zu Ende des Jahres 1848 wurde er von der Österreichischen Regierung zum General-Consul für Hamburg, Hannover, Holstein und Oldenburg ernannt, und hat in dieser Eigenschaft die Vertretung der österreichischen Interessen bei der dritten Elbeschifffahrts-Revisionscommission übernommen. Bei dem Ausbruche des Krieges im Jahre 1859 hat er aus eigenem Antriebe einen Hilfsverein für verwundete Krieger der österreichischen Armee in Hamburg in’s Leben gerufen. Nicht minder hat er als Vicepräsident und einer der Gründer der Kaiserin Elisabeth- (West-) Bahn in Wien für die Hebung der österreichischen Communicationen auf das Förderlichste gewirkt. Sichern ihm also schon diese vorerwähnten Verdienste eine bleibende Erinnerung, in um so höherem Grade muß sich das Andenken seines Namens in jener Stadt erhalten, der er mit Leib und Seele angehörte, aus welcher zu stammen er stolz war, und für welche er im Allgemeinen, wie für ihre culturhistorische und commercielle Hebung immerdar auf das Ernstlichste bestrebt war, nämlich Hamburg. Er war Mitbegründer der „Norddeutschen Bank“, und namentlich zur Zeit der großen Krisis im Jahre 1858 war er es, der der bedrängten Vaterstadt das binnen Jahresfrist zurückgezahlte Darlehen von der österreichischen Nationalbank verschaffte. Ein anderes Denkmal aber hatte er sich durch seine Theilnahme an der Begründung einer der schönsten Anlagen Hamburgs, des zoologischen Gartens, gestiftet, an welchem Unternehmen M. den wesentlichsten, wenn nicht gar den Hauptantheil hat, wie denn auch ihm die Berufung Brehm’s zu danken ist, dessen Bleiben nach Merck’s Tode auch kein langes mehr war. Humanität, tiefe Einsicht in Welt- und Menschenverhältnisse, unermüdliche Thatkraft und echter Bürgersinn, waren die Tugenden, die diesen Mann wie Wenige auszeichneten, dabei gaben ihm seine Liebenswürdigkeit im Umgange, seine Klugheit in allen Lebensbeziehungen, seine Energie und Umsicht in mercantilischen Verhältnissen eine Folie, welche ihn als Bürger, Mensch und Staatsmann gleich verehrungswürdig erscheinen ließen. Sein letztes Epoche machendes Unternehmen war die internationale landwirthschaftliche Ausstellung in Hamburg, zu dessen Ausführung er dem zu diesem Behufe eingesetzten Executiv-Comité präsidirte, so daß die glanzvolle Verwirklichung dieses ebenso schwierigen, als patriotisch schönen Werkes im Wesentlichsten sein Werk ist. Er sollte das Eröffnungsfest, welches auf den 14. Juli angesetzt war, nicht mehr erleben, da er schon am 3. Juli nach kurzer Krankheit starb. Von österreichischer Seite war Merck durch die Verleihung des Commandeurkreuzes des Leopold-Ordens und die Erhebung in den Freiherrnstand ausgezeichnet worden. Auch die Stadt, die ihm so viel zu verdanken hat, hat sein Andenken in entsprechender Weise zu ehren beschlossen; es hatte sich nämlich zur Errichtung eines Denkmals für Merck ein besonderes Comité gebildet, welchem in sehr kurzer Zeit schon ein Betrag von 60.000 Mark zur Errichtung eines Denkmals zur Verfügung gestellt war. Diese Summe, und was noch später dazu kam, sollte vom Verwaltungsrathe des zoologischen Gartens zur Erbauung eines Winterhauses verwendet werden, das den Namen des [386] Verewigten tragen sollte. Außer seiner Gemalin und zwei Töchtern überleben ihn zwei Söhne, welche nach des Vaters letztwilligen Verfügungen Theilhaber der Firma H. J. Merck u. Comp. wurden.

Freiherrnstands-Diplom vom 20. December 1860. – Wiener Zeitung 1857, Nr. 49, S. 159; 1863, Nr. 161. – Prager Zeitung 1863, Nr. 161. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1863, Nr. 186 u. 193. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) Jahrg. 1849, Nr. 300; Jahrg. 1863, Nr. 1047, S. 60. – Hamburger Nachrichten, Jahrg. 1856, Nr. 41: Correspondenz aus Wien, im Feuilleton unter den „Kleinen Mittheilungen“. – Omnibus (Hamburger Unterhaltungsblatt, gr. 4°.) 1863, Nr. 29, S. 344: „Die internationale landwirthschaftliche Ausstellung in Hamburg“. – Deutsches Volksblatt (Stuttgart) 1863, Nr. 160, im Feuilleton: „Ernst v. Merck“. – Porträte. 1) Holzschnitt in der Leipziger Illustrirten Zeitung 1849, Nr. 300, o. A. d. X.; – 2) in derselben 1865, Nr. 1047, S. 60, nach einer Photographie, gleichfalls Holzschnitt, o. A. d. X.; – 3) in der Hamburger belletristischen Zeitschrift „Omnibus“ 1863, Nr. 29, S. 338, Holzschnitt, in ganzer Figur, als Vorsitzender des Comité’s der landwirthschaftlichen Ausstellung in Hamburg; – 4) Lithographie (Frankfurt a. M., H. Keller, gr. 4°.); – 5) Lith. von Stortz (Frankfurt a. M., C. Jügel’s Verlag, kl. Fol). – Wenn der Herausgeber des Lexikons sich nicht irrt, so glaubt er im großen Saale der Stadtbibliothek in Hamburg, im Jahre 1865, Merck’s Marmorbüste aufgestellt gesehen zu haben. – Wappen. Gevierteter Schild mit Mittelschild. In diesem letzteren, der von Silber und Blau längsgetheilt ist, drei mit abfliegenden Bändern zugebundene Säcke, zwei über einem, mit gewechselten Tincturen. 1 und 4: in Schwarz ein schrägerechter goldener Balken, der mit je drei rothen Pfeilen hintereinander belegt und von je zwei aufspringenden silbernen Windhunden mit goldenen beringten Halsbändern begleitet ist; 2: von Blau über Silber quergetheiltes Feld mit drei grünen Kleeblättern, an ihren Stielen zwei über einen pfahlweise gestellt; 3: in Blau drei silberne Merletten, zwei über einer geordnet. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone mit drei gekrönten Turnierhelmen. Auf der Krone des mittleren Helms erhebt sich ein offener, von Silber und Blau quergetheilter Adlerflug, welchem ein weißer wachsamer Kranich eingestellt ist. Aus der Krone des rechten wächst zwischen zwei mit den Mundlöchern voneinandergekehrten, rechts von Gold über Schwarz, links von Silber über Roth quergetheilten Rüsseln ein einwärtsgekehrtes silbernes Windspiel mit goldenem beringtem Halsbande und mit einem rothen Pfeile im Nacken, zur Brust durchschossen, hervor. Auf der Krone des linken Helms ist zwischen zwei abgekehrten, von Silber und Blau quergetheilten Rüsseln ein grünes Kleeblatt auf seinem Stiele aufgestellt. Die Helmdecken sind die des rechten Helms schwarz mit Gold, des mittleren und linken blau mit Silber belegt. Schildhalter sind auf einer unter dem Schilde sich verbreitenden goldenen Arabeske zwei gegengekehrte silberne Windhunde mit goldenen beringten Halsbändern. Devise. Auf dem um die Arabeske geschlungenen blauen Bande in silberner Lapidarschrift: „Ohne Kampf kein Sieg“.