BLKÖ:Uiberacker, Wolfgang Christoph Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Uibelacker, Franz
Band: 48 (1883), ab Seite: 249. (Quelle)
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Uiberacker, Wolfgang Christoph Graf (Staatsmann, geb. auf dem Graf Khevenhüller’schen Gute Kammer in Oberösterreich 1736, gest. zu Wien am 15. Mai 1801). Der einzige Sohn des Grafen Wolfgang Anton [S. 260, Nr. 21] aus dessen Ehe mit Johanna Katharina Elisabeth geborenen Gudenus, beendete er die Studien zu Salzburg und wurde 1756, erst zwanzig Jahre alt, salzburgischer Kämmerer und Hofrath. Bald darauf trat er bei der kurfürstlichen Regierung in Mainz, dann bei dem Reichskammergerichte zu Wezlar in amtliche Praxis. Von da begab er sich 1758 nach Wien, wo er als Reichshofrath auf der Gelehrtenbank – für die Adelsbank fehlten ihm die mütterlichen Ahnen – sich allmälig das Vertrauen Kaiser Josephs II. in so hohem Maße erwarb, daß ihn derselbe 1778 zum Vicepräsidenten des Reichshofrathes erhob. Im Jahre 1791 wurde er wirklicher Präsident und geheimer Rath. Später erlangte er durch die Ernennung zum Conferenzminister eine Auszeichnung, die vor ihm noch keinem Salzburger zutheil geworden. Nach dem 1774 erfolgten Tode seines Vaters übernahm er als einziger Erbe der Sighartstein’schen Linie das väterliche Erbgut zu Sighartstein, welches er jedoch, durch seinen amtlichen Beruf an Wien gefesselt, nicht selbst verwalten konnte. Er überließ daher die ökonomischen Besorgungen viele Jahre hindurch seiner Schwester Maria Clara, bis dieselbe in eine Geisteszerrüttung verfiel, an welcher sie 1797 starb. Durch diesen Umstand, noch mehr aber durch den [250] 1800 erfolgten Einfall der Franzosen in Salzburg erlitt er in seinem Besitz beträchtlichen Schaden. Seit längerer Zeit leidend, traf er, da er unvermält geblieben und also keine Leibeserben hatte, seine letztwilligen Anordnungen. Er errichtete ein Fideicommiß, in welchem er seinen Vettern von der Pfongauer Linie: Wolfgang Hieronymus Amadeus und dessen jüngerem Bruder Wolfgang Joseph Alois das Gut Sighartstein testamentarisch vererbte, dafür aber seine natürlichen Erben, die beiden Töchter seiner Schwester Maria Clara, Gräfinen Kletzl, durch die Summe von 72.000 fl. entschädigte. Der Graf war ein gelehrter Mann, der sich gern mit wissenschaftlichen Studien beschäftigte. Im Drucke gab er „Des Herzogs de la Rochefoucault moralische Maximen mit Anmerkungen. Aus dem Französischen“ (Wien und Leipzig 1784, 8°., 274 S.) heraus. Er starb zu Wien, 68 Jahre alt, an Entkräftung. Die Leiche wurde nach Kestendorf gebracht und daselbst in der Familiengruft beigesetzt. Mit Wolfgang Christoph erlosch die Sighartsteiner Linie. In seinem Nachrufe heißt es von ihm: „Belebt von dem reinsten und edelsten Eifer für die seiner Leitung anvertrauten Geschäfte, reich an Kenntnissen und Erfahrungen, eindringend und tief in seinem Urtheil über Menschen und Sachen, gelassen und ernst in seinen Handlungen und überhaupt in seinem ganzen Benehmen, füllte er sein hohes Amt nach allen Rücksichten aus. Er war seinen Pflichten so treu ergeben, daß sie selbst in seinen letzten Jahren, wo er mit körperlichen Schwächen und Leiden so sehr zu kämpfen hatte, seine Freude und Erholung waren. Er besuchte sogar in schwer leidendem Zustande, der auch seine kleinsten Bewegungen mühsam und qualvoll machte, die Sitzungen des Reichshofrathes beinahe unausgesetzt. Sein Privatleben war eine Reihe von Wohlthaten und Gefälligkeiten gegen Andere: denn die Güte seines Herzens war unerschöpflich. Ueberhaupt verlor an ihm die Welt einen der thätigsten Freunde und Beförderer alles Rechten, Guten und Schönen, der nicht nur dem Reichshofrathscollegium, das ihn verehrte und liebte, sondern Jedem, der die Eigenschaften seines Geistes und Herzens näher kannte, unvergeßlich sein wird“. Auch die Muse beklagte seinen Tod, wie eine anläßlich desselben gedruckt erschienene Elegie bezeugt.

Literaturzeitung, herausgegeben von Vierthaler, II. Jahrg. (1801), Bd. II, S. 350 [nennt den Grafen „nicht blos einen berühmten Geschäftsmann, sondern auch Gelehrten“]. – Schallhammer (L. F.). Süddeutschlands pragmatische Annalen der Literatur und Kunst (Salzburg 1803, gr. 4°.) Bd. I, S. 506 [daselbst heißt es von dem Grafen Uiberacker: „Unter den im ersten Jahre des neunzehnten Jahrhunderts merkwürdigen Verstorbenen zählt vorzüglich der durch Kopf und Herz gleich verehrungswürdige Patriot Wolfgang Christoph Graf von Uiberacker“]. – Wiener Zeitung vom 23. Mai 1801, Nr. 41.
Porträte. 1) Gestochen von Mansfeld (8°., auch vor seinem Buche: Larochefoucault’s moralische Maximen). – 2) Unter dem Bilde: „Ipse etiam in magno“, I. Unterberger sc., J. Jacobé sc. (Kniestück in Roy.-Fol. Schwarzkunst. Auch vor aller Schrift. Selten.