Felix Otto Dessoff

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Felix Otto Dessoff

Felix Otto Dessoff (* 14. Januar 1835 in Leipzig; † 28. Oktober 1892 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Komponist und Dirigent.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dessoff stammte aus einer jüdischen Tuchhändlerfamilie und erhielt seine Ausbildung 1851 bis 1854 am Konservatorium Leipzig, wo er sich mit Johannes Brahms anfreundete.

Er erhielt seine erste Anstellung am Actientheater in Chemnitz. Danach wurde er nacheinander Musikdirektor in Altenburg, Düsseldorf, Kassel, Aachen und Magdeburg. 1860 als Hofopernkapellmeister nach Wien berufen, erhielt er dort ein Jahr später eine Anstellung als Kompositionslehrer im Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Vorgänger der Wiener Musikakademie). In Wien unterrichtete er unter anderen Arthur Nikisch, Felix Mottl, Ernst von Schuch, Heinrich von Herzogenberg, Adolf Wallnöfer und Robert Fuchs. Er wurde Dirigent an der Wiener Hofoper und war von 1862 bis 1875 Abonnementdirigent der Wiener Philharmoniker.

Im Jahr 1875 folgte er dem Angebot, als Kapellmeister der Großherzoglich Badischen Hofkapelle Karlsruhe zu gehen, wo er Nachfolger von Hermann Levi wurde. Am 4. November 1876 war er Dirigent der Uraufführung von Brahms’ 1. Symphonie in Karlsruhe. 1877 leitete er das erste Salzburger Musikfest.

1880 folgte er einem Ruf auf die neugeschaffene Stelle des „Ersten Kapellmeisters“ an der Oper Frankfurt. Das gerade fertiggestellte Opernhaus eröffnete er am 20. Oktober 1880 mit einer Aufführung von Mozarts Don Giovanni.[1] In Frankfurt wurde er Mitglied der Freimaurerloge Sokrates zur Standhaftigkeit.

Als Komponist hat er sich durch Klavier-, Kammermusik- und Gesangswerke bekannt gemacht, die sich stilistisch vor allem an Brahms anlehnen.

Noch Jahrzehnte nach seinem plötzlichen Tod am 28. Oktober 1892 in Frankfurt am Main galt Dessoff als einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er als Jude diffamiert, sein Werk und seine Bedeutung für die Musikgeschichte gerieten in Vergessenheit. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Neubewertung und Wiederentdeckung. 2005 widmete ihm das Jüdische Museum Frankfurt eine Ausstellung.

Seine Tochter Margarete Dessoff war Chorleiterin in Frankfurt und New York. Die Grabstätte von Otto Dessoff befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main. In Wien-Liesing (23. Bezirk) wurde 1955 die Dessoffgasse nach ihm benannt.

Werke (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • op. 2 Drei Clavier-Stücke
  • op. 3 Sonate für Pianoforte
  • op. 7 Streichquartett F-Dur (1878)
  • op. 8 Fünf Lieder für eine mittlere Singstimme mit Begleitung des Pianoforte
  • op. 10 Streichquintett G-Dur (1878)
  • op. 11 Streichquartett E-Dur

Schüler (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Ehrke (1840–1893), Opernsänger (Bass) und Gesangspädagoge

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Constantin von Wurzbach: Dessoff, Felix Otto. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 24. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1872, S. 387 f. (Digitalisat).
  • Johannes Brahms im Briefwechsel mit Otto Dessoff (Brahms-Briefwechsel 16/2). Hrsg. von Carl Krebs. Berlin 1922, Reprint: Tutzing 1974, ISBN 3-7952-0150-0.
  • Imogen Fellinger: Dessoff, Felix Otto. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, 1. Ausgabe, 15. Bd., Suppl., Kassel u. a. 1973, Sp. 1773–1774.
  • Joachim Draheim: ›Ein guter Freund, guter Capellmeister...‹. Johannes Brahms und Otto Dessoff. In: Johannes Brahms in Baden-Baden und Karlsruhe. Ausstellungskatalog. Karlsruhe 1983, S. 103–120.
  • Imogen Fellinger: Felix Otto Dessoff 1835–1892, in: Kulturelles Erbe. Lebensbilder aus vier Jahrhunderten. Bildende Kunst – Musik – Literatur III. Bonn 1988, S. 81–85.
  • Joachim Draheim: Dessoff, Familie. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 5. Kassel u. a., Stuttgart u. a. 2001, ISBN 3-7618-1115-2, Sp. 909–914 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich).
  • Joachim Draheim, Gerhard Albert Jahn (Hrsg.): Otto Dessoff (1835–1892). Ein Dirigent, Komponist und Weggefährte von Johannes Brahms [anlässlich der Otto-Dessoff-Ausstellung in Karlsruhe, Wien, Baden-Baden, Chemnitz, Dresden, Frankfurt am Main, Kassel, Leipzig und Zwickau]. München und Salzburg 2001, ISBN 3-87397-590-4.
  • Dessoff, (Felix) Otto. In: Deutsche biographische Enzyklopädie, 2., überarb. und erw. Ausg., hrsg. von Rudolf Vierhaus. München 2005, S. 568.
  • Joachim Draheim: ›ein guter Freund, guter Capellmeister‹. Der Brahms-Freund Otto Dessoff (1835–1892) – Komponist, Dirigent, Pianist, Kompositionslehrer und Hofkapellmeister in Karlsruhe. In: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2017/18. Hrsg. von der Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg, Band 24, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-476-04681-9, S. 187–202.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Philipps-Universität Marburg (Memento des Originals vom 6. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-marburg.de Eröffnung der Oper in Frankfurt 1880