Rudolf Waldemar Brem

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Rudolf Waldemar Brem (* 29. November 1948 in München; † 17. März 2016 ebenda) war ein deutscher Film- und Theaterschauspieler, der im Filmbereich auch als Koproduzent tätig war.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Waldemar Brem besuchte das Rupprecht-Gymnasium in München und machte dort sein Abitur. Anschließend studierte er Germanistik und Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1969 bis 1971 absolvierte er ein Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München.[1]

Action-Theater und antiteater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon vor dem Schauspielstudium kam er 1967 durch ein Interview für die Schülerzeitung in Kontakt mit dem Münchener Action-Theater. Es war als Gegenmodell zum Staatstheater gegründet worden und in Schülerkreisen als revolutionär und unkonventionell bekannt. Die meisten Schauspieler lebten auch im Theater. Brem sah Antigone. Das Theater reizte ihn, und er fragte einen Schauspieler, ob er mitmachen könne. Am selben Abend noch spielte er erstmals auf der Bühne. Das Stück war Leonce und Lena.[2][3]

Der Schauspieler war Rainer Werner Fassbinder. Der 18-jährige Brem freundete sich mit dem 21-jährigen Fassbinder an.[2] Die anderen Schauspieler waren: Peer Raben, Doris Mattes, Hanna Schygulla, Irm Hermann, Kurt Raab, Hans Hirschmüller, Ingrid Caven, Harry Baer und Jörg Schmitt. Brems erste größere Rolle erhielt er 1968 am Action-Theater in Fassbinders erfolgreichem Bühnenstück Katzelmacher unter der Regie von Fassbinder und Peer Raben.[2] Ebenfalls unter Fassbinders Regie spielte er in Die Verbrecher, Zum Beispiel Ingolstadt, Axel Caesar Haarmann.[4]

Als das Action-Theater sich auflöste, gründete Fassbinder mit Brem und anderen Schauspielern vom Action-Theater im Mai 1968 das antiteater, das auch an Fassbinders Filmen mitwirkte. Mit dem antiteater spielte Brem beispielsweise Fassbinders Stücke Mockinpott, Orgie Ubuh und Ajax.[4]

Als Fassbinder 1974 zum Frankfurter Theater am Turm ging, folgte Brem ihm nicht. Er blieb zunächst in München und heiratete dort. Daraufhin kam sein Sohn Alexander Brem auf die Welt, der Synchronsprecher-Autor und Regisseur wurde.[3]

Bremer Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Zeitlang spielte Brem bei Kurt Hübner am Schauspielhaus Bremen, das auch für unkonventionelle und progressive Stücke bekannt war. Dort kreuzte sich sein Weg wieder mit Fassbinder, der am Bremer Schauspielhaus 1970 und 1971 drei Stücke inszenierte.[4]

Weitere Theaterengagements[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außerdem spielte Brem unter Horst Zankl und Claus Peymann am Schauspielhaus Hamburg, kurzzeitig auch unter Peter Zadek am Schauspielhaus Bochum. Anschließend gehörte Brem zum Ensemble des Münchner Volkstheaters, bei dem er zunächst unter Ruth Drexel und dann unter der Leitung von Christian Stückl mitwirkte.[1]

2001 wechselte Brem zum Ensemble des Bayerischen Staatsschauspiels. Er wirkte in Inszenierungen von Elmar Goerden (2001 bis 2004), Thomas Langhoff (2003 und 2005) und Dieter Dorn (2001 bis 2011) mit.[1]

2007 war Brem erstmals bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel engagiert. Er spielte in Die Bernauerin und Die 3 Musketiere. Am 5. Juli 2007 wurde er bei einem Fahrradunfall lebensgefährlich verletzt.[5] Nach einer mehrjährigen Pause übernahm er wieder Rollen in Tannöd (2010), im Holledauer Schimmel (2011), in Blues Brothers – Im Namen des Herrn (2011/2012), in Romeo und Julia und in Wast – Wohin? (2012).

Im Programm von Mai bis August 2013 hatte er Rollen in Die Fahnenweihe und in Eine Woche voller Samstage.[6]

Mitwirkung in Filmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Waldemar Brem spielte 1969 bis 1974 in elf von Fassbinder inszenierten und geschriebenen Filmen mit. Daneben wirkte er unter anderem in der Verfilmung von Brechts Baal durch Volker Schlöndorff (1970) mit, sowie mehrmals in Spielfilmen unter der Regie von Ulli Lommel, den er aus seiner Zusammenarbeit mit Fassbinder kannte. So zum Beispiel in Lommels erstem Spielfilm Die Zärtlichkeit der Wölfe (1971), sowie später in September Song (2001, auch unter dem Titel Boots bekannt), Zodiac-Killer (2005) und in Daniel, der Zauberer (2004), bei dem er in einer Hauptrolle und als Koproduzent tätig war. In Lommels Absolute Evil (2009) war er erneut Koproduzent.[7]

Neben seinen Rollen in vielen Spielfilmen war Brem auch Darsteller in zahlreichen Fernsehfilmen und mehreren Serien, unter anderem in Tatort, Lindenstraße, Münchner Geschichten, Alles Atze, zuletzt in Die Bergretter. 1977 war er Koproduzent von dreizehn Folgen der Fernsehserie Es muß nicht immer Kaviar sein.[7]

2002 beteiligte sich Brem an Robert Fischers Dokumentarfilm Fassbinder in Hollywood, für den Fischer und Lommel das Drehbuch schrieben.[8] 2011 wirkte Brem in dem Dokumentarfilm Jannat 'Ali (Ali im Paradies) der Deutsch-Ägypterin Viola Shafik mit, in dem das Leben des Maghrebiners El Hedi ben Salem und seine Beziehung mit Fassbinder (1971 bis 1973) nachgezeichnet werden.[9][10] Brem heiratete 2014 seine langjährige Lebensgefährtin, die Kostümbildnerin Helga Marr.

Anfang 2015 wurde bei Brem während der Dreharbeiten zu Trash Detective Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.[11][12] Er starb im März 2016 im Alter von 67 Jahren an den Folgen seiner Krankheit.[13] Brem wurde in München auf dem Friedhof Obermenzing begraben.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Rudolf Waldemar Brem. In: deutsches-filmhaus.de. Abgerufen am 20. März 2016.
  2. a b c Rudolf Waldemar Brem: Fassbinders Maskottchen. In: abendzeitung-muenchen.de. Münchener Abendzeitung, 26. Januar 2011, abgerufen am 20. März 2016.
  3. a b Programmbeschreibung Gib mir mein Herz zurück, Lesung von Rudolf Waldemar Brem, Fassbindertage, Rationaltheater, München, 21. November 2009, abgerufen am 29. Januar 2013.
  4. a b c Rudolf Waldemar Brem und Hans Hirschmüller zu Gast – Finnisage der RWF-Ausstellung im Münchner Theatermuseum.@1@2Vorlage:Toter Link/www.fassbinderfoundation.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: FassbinderFoundation.de. 3. September 2012, abgerufen am 29. Januar 2013.
  5. Rudolf Waldemar Brem nach Fahrradsturz schwer verletzt in Klinik eingeliefert. In: deutsches-filmhaus.de. Abgerufen am 19. März 2016.
  6. Rudolf Waldemar Brem. In: luisenburg-aktuell.de. 2013, abgerufen am 20. März 2016.
  7. a b Rudolf Waldemar Brem. In: Internet Movie Database (englisch).
  8. Fassbinder in Hollywood. In: imdb.com. Internet Movie Database, abgerufen am 10. Juni 2015 (englisch).
  9. Ali im Paradies. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 5. Juli 2021.
  10. Jannat 'Ali. Internet Movie Database, abgerufen am 10. Juni 2015 (englisch).
  11. Schlussrunde Leben: Rudolf W. Brem hat Lungenkrebs. In: tz.de. Abgerufen am 19. März 2016
  12. Uwe Bogen: „Gekonnt“ will ein großer Mime abtreten. In: stuttgarter-nachrichten.de. 17. Februar 2015, abgerufen am 19. März 2016.
  13. Schauspieler Rudolf Waldemar Brem ist tot- In: focus.de. 18. März 2016, abgerufen am 19. März 2016.