ADB:Siebert, Emil

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Siebert, Emil“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 180–181, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Siebert,_Emil&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 03:57 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Siebert, August
Nächster>>>
Siebert, Friedrich
Band 34 (1892), S. 180–181 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Emil Siebert in der Wikipedia
Emil Siebert in Wikidata
GND-Nummer 133663205
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|34|180|181|Siebert, Emil|Hermann Arthur Lier|ADB:Siebert, Emil}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=133663205}}    

Siebert: Emil S., Schauspieler, † am 21. Mai 1890. S. war der Sohn eines fahrenden Musikanten und zeigte selbst von Jugend auf Begabung für die Musik. Er trat schon als Knabe in Wirthshäusern mit Vorträgen auf der Ziehharmonika, Flöte und anderen Instrumenten auf und wirkte dann als musikalischer Clown im Circus und in Café chantants, bis er eine Anstellung als Komiker am Theater fand. Unter anderen hatte er an den Theatern zu Frankfurt a. M., München, Nürnberg und Cassel feste Engagements, doch hielt er es nirgends lange aus. In den sechziger Jahren war er Inhaber einer Theateragentur in München. Als er dieses Geschäft nach wenigen Jahren satt bekam, siedelte er nach Nürnberg über. Dort trat er alljährlich auf dem Stadttheater in Gastspielrollen auf, und zwar mit demselben Erfolg, wie an allen anderen Orten in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz, die er auf zahlreichen Gastspielreisen besuchte. Er hatte sich auf seinen vielen Streifereien durch Deutschland eine seltene Kenntniß der verschiedenen deutschen Dialekte angeeignet und trat mit Vorliebe in vier Einactern auf, die ihm Gelegenheit gaben, seine Virtuosität in der Behandlung der Dialekte an den Tag zu legen. Sein Lieutenant v. Prudelwitz, sein gemüthlicher Sachse, sein Zwiesele in der [181] „Schwäbin“, sein österreichischer Canzleirath, waren köstliche Leistungen, die überall Beifall fanden. Bis zum Jahre 1884 scheint S. in seiner Villa in Nürnberg in günstigen Verhältnissen gelebt zu haben. Seitdem ging es mit ihm bergab. Seine Villa mußte Schulden halber verkauft werden. S. verschwand, bis er eines schönen Tages wieder als nobler Herr in Graz auftauchte. Man erzählte, daß er in jener Zeit seinen Unterhalt durch Vermittlung von Orden bestritt. Als dieses Geschäft keinen Ertrag mehr abwerfen wollte, machte er am 21. Mai 1890 zu Graz seinem Leben durch Erschießen ein Ende.

Vgl. Neue Freie Presse, 22. Mai 1890, Morgenblatt S. 5, Abendblatt S. 2; 29. Mai 1890, Morgenblatt S. 4. – Deutscher Bühnen-Almanach. 55. Jahrg. Hrsg. von Th. Entsch. Berlin 1891. S. 331.