BLKÖ:Bacsányi, Gabriele von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
<<<Vorheriger
Bacsányi, Johann
Nächster>>>
Bacsinsky, Andreas
Band: 1 (1856), ab Seite: 112. (Quelle)
Gabriele von Baumberg bei Wikisource
Gabriele von Baumberg in der Wikipedia
Gabriele von Baumberg in Wikidata
GND-Eintrag: 119466848, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Bacsányi, Gabriele von|1|112|}}

Bacsányi, Gabriele v. (Dichterin, geb. zu Wien im J. 1775, gest. zu Linz 24. Juli 1839). Frau des Vorigen u. die Tochter des Staatsbeamten Baumberg. Sie genoß eine sorgfältige Erziehung. Diese wie der Umstand, daß ihre Jugend in eine Periode fiel, wo unter dem Schutze eines großen gefeierten Habsburgers Kunst und Wissenschaft in zuvor nicht dagewesener Weise sich zu entfalten begannen und in der Musik ein Mozart, Haydn, Salieri, in der Poesie Alxingre, [113] Denis, Blumauer, in ernsten Wissenschaften Sonnenfels, Jacquin, Born und Andere die Zeit verherrlichten, weckten in des Mädchens Brust den Genius der Poesie. Im J. 1791 lernte sie in den Kreisen, welche sie besuchte und worin sie durch Anmuth und Liebenswürdigkeit glänzte, den gebildeten und geistreichen Ungar Bacsányi kennen (siehe d. Vor.), dessen Gemalin sie später wurde. Als Bacsányi, von der Macht der Verhältnisse gedrängt, jene denkwürdige Proclamation vom 15. Mai 1809, worin Napoleon die Ungarn zum Abfall von ihrem rechtmäßigen Könige aufrief, in’s Ungarische übersetzte, hielt er es nicht für gerathen, länger in Oesterreich zu verweilen und zog nach Paris, wohin ihm Gabriele folgte. Dort fand sie später Baron von Hammer (s. d.), der die aus der k. k. Hof-Bibliothek entführten Manuscripte reclamirte, in ziemlich beschränkten Umständen. Als ihr Gemal nach dem Pariser Frieden nach Oesterreich zurückgekehrt war, wurde er gefangen genommen und auf eine ung. Grenzfestung gebracht. Gabriele lebte indessen in Wien im Hause des Schriftstellers und Botanikers Rupprecht (s. d.), sah jedoch keinen ihrer Bekannten und Freunde ihrer Familie je wieder. Mit einem Male hatte sie sich aus Wien entfernt und Niemand wußte, wohin sie sich begeben. Erst ein Jahr nach ihrem Tode erhielt Baron Hammer ein von ihr verfaßtes Gedicht „an ihren Mann“ zugesendet, aus welchem hervorgeht, daß sie sich durch den Besitz ihres Gemals glücklich gefühlt, und dieß nennt Karoline Pichler „den einzigen Lichtpunct, auf dem der warme Antheil ihrer Freunde an ihrem Schicksal ausruhen kann. An diesen Lichtpunct wollen wir uns halten und glauben, daß Gabriele, das einst so liebenswürdige Mädchen, die talentvolle Dichterin, auch später, wenn gleich unter ungünstigen Umständen an der Seite ihres Gemals zufrieden gelebt habe.“ Diese Worte der Kar. Pichler berichtigen die im (Brockhaus) Convers.-Lexikon 10. Aufl. II. Bd. S. 152 und dem „Ujabb kori ismeretek tára“ enthaltenen Angaben, worin die Verbindung Gabrielens mit Bacsányi als nicht glücklich bezeichnet wird. Still vergessen von der einst sie bewundernden Welt verlosch dieser liebliche Stern an dem österreichischen Dichterhimmel, nachdem er bei seinem ersten Erscheinen zu schönen Hoffnungen berechtigt hatte, in spurloser Dämmerung. Ihre Schriften sind – „Sämmtliche Gedichte“ (Wien, Trattner, 1800, mit Titelk. und Vign. 8°.; – neue Aufl. mit einer Abhandlung über die Dichtkunst (Wien 1805, Eggenberger in Pesth); – „Amor und Hymen. Ein Gedicht in 5 Gesängen“ (Wien 1807). Außerdem erschienen von ihr Poesien zerstreut in der Aglaja 1816, in Blumauers und Ratschky’s Wiener Musenalmanach u. a. Ihr Gedicht: „Amor und Hymen“ zeichnet sich durch Witz und Anmuth aus. Innigere Freundschaft verband sie mit Th. Artner (s. d.), Karoline Pichler (s. d.), und letztere schreibt über Gabriele: „Gabriele war ein Mädchen, das durch ihre Gestalt und den Zauber ihres Umgangs, noch mehr aber durch das Talent der Dichtkunst damals – im achten Dezennium des vorigen Jahrhunderts – in Wien Aufsehen, Bewunderung und vielfältig herzliches Wohlwohlen erregte.“ Ihre Gedichte nennt sie ein „schönes Vermächtniß, das sie ihrem Vaterlande gelassen und es wäre nur zu wünschen, daß sie mehr bekannt und lebhafter im Gedächtniß der jetzigen Welt wären, wie sie es verdienen.“

Pichler (Karoline), Zerstreute Blätter aus meinem Schreibtische. Neue Folge (Wien 1845, 2 Bde.) II. Bd. oder sämmtliche Werke 60. Theil. S. 26: „Gabriele Baumberg.“ – Schindel (K. W. O. Aug. von), Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts (Leipz. 1823, 3 Bde.) I. Bd. S. 35, III. Bd. S. 11. – Raßmann (Chr. Fr.), Pantheon deutscher jetzt leb. Dichter (Helmstädt 1823), [114] S. 16 und 386. – Neuer Nekrolog der Deutschen XVII. Jahrg. 1839 (Weimar 1841) II. Theil. S. 641. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon 10. Aufl. II. Bd. S. 152, wo sie irrig als Gabriele Baumgarten aufgeführt wird. – Oestr. National-Encyklopädie (v. Gräffer u. Czikann) (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 200. – Journal von und für Deutschland (Fulda und Nürnberg 1784–1792) Jahrg. 1788. I. Theil. S. 138. II. S. 109 u. Jahrg. 1790. I. Th. S. 378.